Alte Köhler-Tradition erwacht zum Leben

Kinder_Schmieden_Peter_Hoehne

Kinderschmiede – Peter Höhne

Bad Kohlgrub (Oberbayern) – Rund eine Woche lang wird die Kohle in einem traditionellen Meiler gebrannt – zwischen Anzünden und „Ernte“ gibt es ein umfangreiches Festprogramm.

Jeder schüttet sie auf den Grill, aber kaum einer macht sich Gedanken, wo sie eigentlich herkommt: Die Holzkohle. Wer die uralte Kunst des Kohlebrennens von nahem erleben möchte, kommt zu den Wald- und Köhlertagen in die Ammergauer Alpen. Vom 13. Mai bis 12. Juni 2016 dreht sich in Bad Kohlgrub alles um den Kohlenmeiler: vom Aufschichten und Anzünden über die kulinarisch versüßte Wache bis hin zum „Aufreißen“. Dazu gibt es ein buntes Rahmenprogramm mit Waldwanderungen, Handwerksvorführungen sowie Mäh- und Dengelkurs. Die Wald- und Köhlertage wurden ins Leben gerufen, damit die alte Tradition der Holzkohleherstellung erhalten bleibt. Sie finden dieses Jahr zum 15. Mal statt. Bei dem Jubiläum werden die Arbeiten erstmals an die nächste Generation, die „Jungköhler“ übergeben. www.bad-kohlgrub.de

„Köhlern, dies ist eine Kunst“ – so heißt es in der „Köhler–Ballade“ von Bad Kohlgrub. „Das Gewerbe des Kohlebrennens hat hier eine lange Tradition und ist wohl auch für die Namensgebung von Bad Kohlgrub mit verantwortlich“, Der_Kohlenmeiler_Manfred_Dittmannweiß Stefan Mayr von den Köhlerfreunden Kohlgrub, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, das alte Handwerk zu erhalten. Wo früher viele Meiler rauchten und die rußigen Köhler abseits der Siedlungen hausten, wird heute einmal im Jahr feierlich Holzkohle hergestellt. Und das ist gar nicht so einfach. Denn der Stoß aus Buchenholz muss so kunstvoll errichtet werden, dass das Holz nicht verbrennt, sondern bei circa 500 Grad Celsius langsam vor sich hin glimmt. „Wichtig dabei ist, dass kein Sauerstoff nach innen gelangt. Darum wird der fertige Haufen mit Reisig, Erde und Holzkohlenstaub luftdicht bedeckt“, erklärt Stefan Mayr.

Das Anzünden des Meilers am 22. Mai wird mit Musik, Bewirtung und Vorführungen gefeiert: Kinder können einem Kunstschmied über die Schulter schauen und selbst den Hammer schwingen oder die Gewinnung von Pechöl für medizinische Zwecke bestaunen. Auch ein Fischräucherer zeigt sein Können – er braucht für seine Kunst: Holzkohle. Natürlich gibt`s den Fisch im Anschluss auch zu kosten. Die Köhler stoßen oben in den Meiler ein paar kleine Löcher, damit Wasser, Harz, Teer und Gase entweichen können. Und lassen von da an ihr Kunstwerk nicht mehr aus den Augen. Wenn das Holz komplett bis unten am Boden verkohlt ist, wird der Meiler aufgebrochen und die Holzkohle ‚geerntet‘ “, weiß der Fachmann. Vom Holz zur Kohle dauert es circa sechs bis acht Tage. Als erster Termin für das „Aufreißen“ ist der 28. Mai angesetzt. Die gewonnene Holzkohle wird dann am 11. Juni verkauft. Während die „Ernte“ früher von den Schmieden zur Bearbeitung von Eisen gebraucht wurde, ist sie heute heiß begehrt, um in die Grillsaison zu starten. Aus 10 Raummetern Buchenholz gewinnen die Köhlerfreunde Kohlgrub bis zu 1000 Kilo Holzkohle in höchster Qualität mit ihrem traditionellen Meiler.

Schreibe einen Kommentar